Als linksjugend ['solid] führen wir vom 25. November bis zum 01. Dezember 2024 eine Aktionswoche gegen Femizide durch.. Diese ist uns so wichtig, dass wir diese Webseite aufgesetzt haben. Du kannst jedoch weiterhin zur normalen Startseite.
Femizide sind der extremste Ausdruck patriarchaler Gewalt, bei denen Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden. Diese Morde sind keine isolierten Gewaltakte, sondern das Ergebnis eines strukturellen Systems, das auf binären Geschlechterrollen basiert und patriarchale Herrschaft zementiert. Um Femizide vollständig zu begreifen, muss man die Mechanismen dahinter verstehen, die oft subtil beginnen und in tödlicher Gewalt enden.
Die meisten Femizide geschehen im häuslichen Umfeld, oft durch Partner oder Ex-Partner. Diese Taten sind in der Regel das Ende eines langen Prozesses von Gewalt, Missbrauch und Kontrolle. Häufig beginnen die Mechanismen mit psychischer Gewalt, etwa durch Einschüchterung, Kontrolle oder emotionale Manipulation. Viele Täter versuchen, durch diese Kontrolle ihre Partnerinnen in Abhängigkeit zu halten, sei es finanziell, emotional oder sozial. Frauen, die versuchen, aus diesen Beziehungen auszubrechen oder sich gegen die Kontrolle aufzulehnen, erleben nicht selten eine Eskalation der Gewalt, die in Femiziden gipfeln kann.
In unserer Gesellschaft sind Männer und Frauen in starre, binäre Kategorien eingeteilt, denen bestimmte Eigenschaften zugewiesen werden. Männer gelten als stark, rational und durchsetzungsfähig, während Frauen oft als emotional und schwächer betrachtet werden. Diese Stereotype, auch wenn sie längst wissenschaftlich widerlegt sind, prägen weiterhin die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Strukturen unserer Gesellschaft. Schließlich sind Femizide auch eng mit toxischer Männlichkeit verbunden – einem Gesellschaftsbild, das Männer zu dominanten, kontrollierenden und gewaltbereiten Verhaltensweisen erzieht. In patriarchalen Gesellschaften wird Männlichkeit oft über Macht und Gewalt definiert, während Schwäche oder Vulnerabilität als weiblich und minderwertig angesehen wird. Diese toxische Männlichkeit führt dazu, dass Männer, die ihre Kontrolle oder Macht bedroht sehen, zu extremen Mitteln greifen, um diese wiederherzustellen, einschließlich der Tötung von Frauen.
Das kapitalistische System spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung dieser Ungleichheit. Es fördert patriarchale Strukturen, indem es Arbeiten wie Kinderbetreuung, Haushalt und emotionale Pflegearbeit, die überwiegend von Frauen übernommen werden, systematisch aus der Profitlogik ausschließt. Diese unbezahlte Arbeit wird als selbstverständlich angesehen und entwertet, was Frauen in ökonomische und emotionale Abhängigkeit drängt.
Ein zentraler Aspekt dieser Gewaltspirale ist die patriarchale Vorstellung von Besitz. Frauen werden nicht als eigenständige Individuen betrachtet, sondern als Eigentum ihrer Partner. Die Tötung erfolgt oft dann, wenn der Mann das Gefühl hat, die Kontrolle über die Frau zu verlieren – zum Beispiel, wenn sie die Beziehung beendet oder droht, dies zu tun. Diese Vorstellung von Macht und Besitz wird durch gesellschaftliche Strukturen verstärkt, die Männern das Gefühl geben, über das Leben und die Entscheidungen von Frauen bestimmen zu dürfen.
Die Verstrickung von Kapitalismus und Patriarchat führt zu Abhängigkeitsverhältnissen, die Frauen schwer entkommen können. Femizide sind das traurige Ergebnis eines Systems, das diese Abhängigkeiten verstärkt und patriarchale Gewalt reproduziert. Der Kampf gegen Femizide ist daher untrennbar mit dem Kampf gegen das patriarchale und kapitalistische System verbunden. Um Femizide zu verhindern, müssen diese Strukturen überwunden werden – der Staat spielt dabei oft keine unterstützende Rolle, da er das kapitalistische System absichert und somit patriarchale Gewaltverhältnisse zementiert. Deutlich wird dies durch die gesellschaftliche und staatliche Straflosigkeit. In vielen Ländern werden Femizide entweder nicht ernsthaft verfolgt oder die Täter erhalten milde Strafen. Dies trägt zur Normalisierung von Gewalt gegen Frauen bei und signalisiert Tätern, dass ihre Taten nicht mit strengen Konsequenzen rechnen müssen. Auch in Deutschland wird häusliche Gewalt häufig als Privatsache betrachtet und nicht konsequent verfolgt, was das Risiko von Femiziden erhöht.
Eine weitere Form von Femiziden ist die Tötung von Frauen aufgrund von Ehrenmorden oder kulturell verankerten Vorstellungen von „Schande“. In diesen Fällen werden Frauen von Familienmitgliedern ermordet, weil sie angeblich gegen die Ehre der Familie verstoßen haben, etwa durch sexuelle Unabhängigkeit, außereheliche Beziehungen oder den Wunsch, eigene Entscheidungen über ihr Leben zu treffen. Diese Form von Femizid ist in bestimmten kulturellen Kontexten besonders verbreitet, wobei patriarchale Normen und Werte die Kontrolle über die Sexualität und Autonomie von Frauen aufrechterhalten.
Femizide sind somit kein isoliertes Phänomen, sondern Teil eines breiten Spektrums von Gewalt, das auf patriarchalen Normen und struktureller Ungleichheit basiert.
Aktuelle Zahlen in Deutschland
Die Partner*innenschaftsgewalt steigt seit Jahren kontinuierlich, 2023 wurden bereits rund 133.000 Frauen Opfer von Gewalttaten innerhalb von Bindungsverhältnissen, laut der Forschung von Dunkelfeldstudien lässt sich sogar davon ausgehen, dass jede dritte Frau in ihrem Leben Opfer von häuslicher Gewalt wird. Diese Gewaltform richtet sich durch patriarchale Strukturen insbesondere gegen Frauen, im schlimmsten Fall führt diese sogar bis zur gezielten Tötung der Frau. Was sich vor allem dadurch zeigt, dass im Jahr 2023 alleine 155 Frauen durch Femizide getötet wurden, dies entspricht einem Femizid alle zwei Tage. Ebenso ist die Femizidrate zum Vorjahr um rund 17% angestiegen, weitergehend erfasst das BKA geschlechtsspezifische Tötungen nur innerhalb von Beziehungen, da Femizide aber auch außerhalb solcher Verhältnisse stattfinden, ist damit zu rechnen, dass die Dunkelziffer bedeutend höher liegt.